Ordensverleihung während der "Ortszeit Rottweil"

Schwerpunktthema: Bericht

9. Juni 2022

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 9. Juni im Mehrgenerationenhaus Kapuziner Rottweil vier Frauen und vier Männer aus Baden-Württemberg mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger machen sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient. Sie sind unter anderem für Frieden und Völkerverständigung, im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, in der Frauenförderung und der Kommunalpolitik sowie gegen das Vergessen von DDR-Unrecht aktiv.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Empfang nach der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Mehrgenerationenhaus Kapuziner Rottweil

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 9. Juni im Mehrgenerationenhaus Kapuziner Rottweil vier Frauen und vier Männer aus Baden-Württemberg mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger machen sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient. Sie sind unter anderem für Frieden und Völkerverständigung, im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, in der Frauenförderung, dem Zusammenhalt vor Ort, der Kommunalpolitik und gegen das Vergessen von DDR-Unrecht aktiv.

Die Ordensverleihung fand während der Ortszeit Rottweil statt, der dritten Reise des Bundespräsidenten in der Reihe Ortszeit Deutschland, bei der er seinen Amtssitz für mehrere Tage in verschiedene Regionen verlegt, um den direkten Austausch mit Menschen überall im Land zu suchen.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Ingeborg Grein-Feil und Siegfried Feil, Dischingen
Verdienstkreuz am Bande

Vor fast vier Jahrzehnten gründete Ingeborg Grein-Feil den Verein Freunde schaffen Freude. Vor Ort hilft sie damit Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen – und das, obwohl sie selbst an Multipler Sklerose leidet. Tatkräftig unterstützt wurde sie hierbei von ihrem Ehemann Siegfried Feil, der auch die Geschäftsführung des Vereins übernahm. Geprägt vom Gedanken des Füreinander-da-Seins schufen sie die integrative Begegnungsstätte Arche, die Ferienfreizeiten für Kinder mit und ohne Behinderung, inklusive Discoabende, integratives Theater und viele weitere Kulturprojekte anbietet. Mit ihrem Verein haben sie einen Anlaufpunkt für Menschen geschaffen, der Hilfsbedürftige unterstützt, Einsamkeit entgegenwirkt und Menschen über die Generationen hinweg zusammenbringt. In der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie haben sie gezeigt, wie mit kreativen Ideen der Kontakt gehalten und Solidarität vor Ort gelebt werden kann.

Konstanze Helber, Rottenburg am Neckar
Verdienstkreuz am Bande

Die eigene Lebensgeschichte brachte Konstanze Helber dazu, sich gegen das Vergessen von DDR-Unrecht einzusetzen. Sie berichtet als Zeitzeugin in Schulen und auf Veranstaltungen über das Unrecht, das sie selbst erlebte: 1977 wurde sie wegen Republikflucht zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Bis die Bundesrepublik sie im Jahr 1979 freikaufte, musste sie im Frauenzuchthaus Hoheneck gezielte Entmenschlichung und Zwangsarbeit erleiden. 2004 begann sie, sich mit ihrer Lebensgeschichte auseinanderzusetzen und gründete 2010 den Süddeutschen Freundeskreis Hoheneckerinnen. Er bietet ehemals Inhaftierten die Möglichkeit, über traumatische Erfahrungen zu sprechen und setzt sich für die Rechte der Betroffenen ein. Auch Frauen, die in anderen Gefängnissen der DDR einsaßen oder Repressionen aus-gesetzt waren, gab sie eine Stimme: 2019 war sie Mitgründerin des Vereins Forum für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen der SBZ/DDR-Diktatur.

Hans-Peter Müller, Burgstetten
Verdienstkreuz am Bande

Das jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement von Hans-Peter Müller ist ebenso breit wie vorbildhaft. Als Vorsitzender der Naturfreunde Backnang kümmert er sich insbesondere um das Naturfreundehaus Sechselberg, das Wanderern und Schullandheimaufenthalten als Übernachtungsmöglichkeit und örtlichen Vereinen als Treffpunkt dient. Über viele Jahre hinweg organisierte er Erholungsfreizeiten für Kinder und deren Betreuer aus dem durch die Tschernobyl-Katastrophe stark betroffenen Bezirk Buda-Koschelowa in Belarus. So ermöglichte er den Kindern, sich zu erholen und Abstand von den belastenden Umständen ihrer Heimat zu gewinnen. Für Frieden und Völkerverständigung engagiert er sich außerdem in der Friedensinitiative Backnang. Dort hat er an verschiedenen Aktionen mitgewirkt, die an die Opfer des Nationalsozialismus aus Backnang erinnern und sich gegen Rassismus richten.

Willy Nees, Eggenstein-Leopoldshafen
Verdienstkreuz am Bande

Willy Nees engagiert sich seit vielen Jahren für das Gemeinwohl: als Mitglied des Gemeinderates, stellvertretender Ortsbürgermeister von Eggenstein-Leopoldshafen und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag des Landkreises Karlsruhe. Mit seinen Ämtern setzte er sich in besonderem Maß für die Belange des Bevölkerungsschutzes ein und stand der Kreisverwaltung jederzeit als Berater im Bereich der Katastrophen-schutzplanung zur Seite. Es war ihm auch ein großes Anliegen, die Ortsgeschichte lebendig zu halten. Ihm zu verdanken ist eine Museumsfähre, die die lange Hafengeschichte des Ortes zeigt. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Leopoldshafen war er jahrzehntelang aktives Mitglied und hat verschiedenste Ämter übernommen. Heute gehört er dem Feuerwehr-Kreisstab des Landkreises Karlsruhe an. Ganz besonders am Herzen liegt ihm der Aufbau und die Förderung der Jugendfeuerwehr.

Wolfgang Pfau, Weingarten
Verdienstkreuz am Bande

Menschen in Not zu helfen, prägt das Wirken von Wolfgang Pfau. Er trat bereits im Alter von 13 Jahren dem Jugendrotkreuz bei und kann mittlerweile auf über 50 Jahre aktiven Dienst beim Deutschen Roten Kreuz zurückblicken. Auf seine Initiative ist der Ortsverein Weingarten entstanden, als dessen Gesicht er bis heute gilt. Ein besonderes Anliegen ist ihm die internationale Zusammenarbeit. So rief er vor über 20 Jahren eine Partnerschaft mit dem Italienischen Roten Kreuz in Mantua ins Leben. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass tiefe Freundschaften zwischen den Helfenden der beiden Städte entstanden. Nach dem schweren Erdbeben in Norditalien 2012 kam er der betroffenen Region sofort zu Hilfe. Es war für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, während der Corona-Pandemie persönlich Schutzausrüstungen nach Mantua zu bringen, als die Stadt von der Krise besonders betroffen war. Neben dem Engagement für das DRK bringt sich Wolfgang Pfau als Mitglied der CDU-Fraktion im Gemeinderat seines Heimatortes politisch ein.

Hedwig Prinz, Forst
Verdienstkreuz am Bande

Zupacken statt Zuschauen lautet die Devise von Hedwig Prinz. Als Gemeinderätin und Vorsitzende der CDU-Fraktion Forst war sie lange politisch aktiv und ist es bis heute als stellvertretende Vorsitzende im CDU Bezirksverband Nordbaden. Mit ihrer Kompetenz in allen Bereichen der Kommunalpolitik hat sie die Geschicke der Gemeinde Forst mitgeprägt und dadurch die Demokratie vor Ort gestärkt. Ganz besonders am Herzen lag ihr, Frauen stärker miteinzubeziehen und zu beteiligen. Als Kreisvorsitzende der Frauenunion Karlsruhe-Land ist es ihr gelungen den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Mit dem ZONTA Club Bruchsal hat sich Hedwig Prinz auch dafür eingesetzt, die politische, wirtschaftliche und soziale Lage von Frauen und Mädchen zu verbessern. So richtete sie zusammen mit dem Caritasverband und dem Diakonischen Werk einen Hilfsfonds ein, der speziell Frauen ab 60 die Teilhabe am Leben ermöglicht.

Heidi Vedder, Graben-Neudorf
Verdienstkreuz am Bande

Brücken zu bauen zwischen Einheimischen und Menschen mit Migrationsgeschichte ist Heidi Vedder ein Herzensanliegen. Als frühere Gemeinderätin, zweite ehrenamtliche Bürgermeisterin und Mitglied im Vorstand des SPD-Ortsvereins förderte sie den Dialog mit der türkisch-islamischen Gemeinde in ihrem Heimatort. Türkischen Frauen gab sie ehrenamtlichen Sprachunterricht und mit großem Engagement setzte sie sich für die Integration der Spätaussiedler ein, die in den 1990er Jahren nach Graben-Neudorf kamen. Als Mitbegründerin der Bürgerinitiative Füreinander Miteinander gelang es Heidi Vedder auch hier, Brücken zu bauen. Unter ihrer Leitung trug die Bürgerinitiative entscheidend dazu bei, dass die Integration der seit 2015 nach Graben-Neudorf geflüchteten Menschen hervorragend gelang und das Miteinander in ihrem Heimatort gestärkt wurde.